Der Sommer war traumhaft wie schon lange nicht mehr und auch die Britischen Inseln sind mit Sonne verwöhnt worden. So konnte auch Wales Temperaturen von über dreissig Grad geniessen. Die richtigen Temperaturen, um in den Gärten die Pflanzen und Bäume ihre ganze Blüte entfalten zu lassen. Grossbritannien ist zweifelsohne das Land der tausend Gärten, doch dass es ein paar Juwelen auch in Wales gibt, ist bei Besuchern weniger bekannt. Traumhafte Gärten in formalem Stil, italienische Verspieltheit, exotische Pflanzen und Bäume, schattige Laubengänge, duftende Blumen – ein Fest für die Sinne. Die Gartenanlagen sind aber mehr als reine Stätten der Erholung und Erbauung, hier können Besucher alles über die Erhaltung der Artenvielfalt sowie eine nachhaltige Nutzung lernen. In den Gartenshops erhält man fachkundige Beratung, so dass die Züchtung im heimischen Garten oder auf dem Balkon noch lange die Freude an dem Gartenbesuch konserviert.
Die Schönheit der Natur ist überall in Wales in Hülle und Fülle anzutreffen, von den Meeresklippen in Pembrokeshire im Südwesten über die Seen- und Moorlandschaften im Landesinneren bis zu dem von Hügeln und Bergen durchzogenen Naturschutzpark Snowdonia im Norden. In Wales befinden sich drei der britischen Nationalparks. Es gibt nicht weniger als fünf Gebiete, die sich mit dem Attribut „Naturlandschaften aussergewöhnlicher Schönheit“ schmücken dürfen, sowie zahlreiche Naturschutzgebiete – und natürlich wunderschöne Gärten. Um diese Schönheit zu bewahren, hat es sich der „Welsh Historic Garden Trust“ zur Aufgabe gemacht, zehn Gärten in ganz Wales zu betreuen, die unter dem Namen Premier Gardens of Wales bekannt sind.
Auf einem Areal von rund 3,6 Quadratkilometern befinden sich sechs verschiedene Gartenanlagen, darunter drei ummauerte Gärten. In der Mitte der Anlage stehen ein einmaliges und komplett restauriertes Kloster aus der Zeit Elisabeths I. sowie eine Verteidigungsmauer, von der aus man einen wunderschönen Blick auf die Gärten hat, in denen eine umfang- und variantenreiche Pflanzenwelt zu finden ist.
Einen Kontrast dazu bildet das Bilderbuchdorf Portmeirion, das der Architekt Clough Williams-Ellis im italienischen Stil auf seiner eigenen Halbinsel in Nordwales erbaut hat. Zusätzlich zu den architektonischen Sehenswürdigkeiten können Besucher hier auch subtropische viktorianische Lustgärten und Wälder auf einer Fläche von 28 Hektar erforschen, die einen wundervollen Ausblick auf das Meer und eine reichhaltige Flora bieten. Die Gärten wurden übrigens im Jahre 1999 auf der Chelsea Flower Show mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Eine komplette Restaurierung nach dem Vorbild aus dem Jahre 1906 hat die Gartenanlage von Dyffryn erfahren, die nun wieder in ihrer ursprünglichen edwardianischen Pracht erstrahlt. Im Vale of Glamorgan, unweit von Cardiff gelegen, besticht der Garten mit seinen unterschiedlichen Gartenanlagen, den farbenprächtigen Blumenrabatten oder dem artenreichen Arboretum. Das ganze Jahr über finden Veranstaltungen wie Lichtershows, Aufführungen oder fachkundige Führungen statt.
In Nordwales wartet ein ganz besonderer Garten auf seine Besucher: Die Gartenanlage in Bodnant gehört dem National Trust und thront in südwestlicher Lage über dem Fluss Conwy auf stufig angelegtem Terrain. Von dort aus hat man einen spektakulären Blick über das Tal auf die imposante Bergkette von Snowdonia. Dieser Garten wird als einer der feinsten weltweit gepriesen. Seine enorme Pflanzenvielfalt, darunter bekannte, aber auch seltene Pflanzen, bieten zu jeder Jahreszeit ein unglaubliches Meer an Farben, Formen und Düften. Zudem vermitteln die in italienischem Stil gehaltenen Terrassenanlagen ein südländisches Flair. Im Frühjahr erblüht dieser eindrucksvolle Garten in einer Pracht von Rhododendren, Kamelien und Magnolien. Im Sommer schlendern die Gartenliebhaber durch die Terrassengärten mit ihren Staudenrabatten, Rosen, Wasserlilien, Klematis und vielen aussergewöhnlichen Mauersträuchern und Kletterpflanzen, die sich ihnen zu dieser Zeit besonders farbenfroh präsentieren. Lederhölzer und Hortensien sind besonders beeindruckend während der Monate August und September. Im Oktober bieten dann Herbstlaub, mit Beeren behangene Büsche und Sträucher ein überwältigendes Farbenspiel.
Vor der sensationellen Kulisse von Snowdonia gelegen, bieten Penrhyn Castle und seine Gartenanlage einen grossartigen Ausblick über die Menai Strait – die Meerenge zwischen Anglesey und dem walisischen Festland. Der Garten erstreckt sich über ein Areal von 16 Hektar und besitzt viele verschiedene Landschaftsbilder, darunter offene Parklandschaften, einen regelmässig angelegten Garten, ja sogar ein halbtropisches Gebiet, in dem ein neuer Turm errichtet wurde, von dem aus der Besucher selbst bei schlechtem Wetter eine grandiose Aussicht hat. Besonders im Sommer und Frühherbst finden in Penrhyn zahlreiche Veranstaltungen statt, in denen der Gartenbau im Vordergrund steht.
In den weltberühmten Gärten von Powis Castle vergisst man schon mal die Zeit, wenn man durch die Anlagen schweift. Angefangen von den formalen Terrassengärten mit den riesigen überhängenden und gestutzten Eiben, über ummauerte Küchengärten und Sträuchergärten bis hin zu einer viktorianischen Orangerie warten überall seltene und interessante Pflanzen darauf, entdeckt zu werden. Und natürlich werden in Powis Castle immer wieder besondere und sehenswerte Veranstaltungen angeboten. Bei der „Spring Plant Fair“, die jedes Jahr im Mai stattfindet, haben Gartenliebhaber die Möglichkeit, besondere und aussergewöhnliche Pflanzenvarianten zu kaufen. Im Juni und Juli können Besucher den Gärtnern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen und einen stimmungsvollen Rundgang in den Anlagen unternehmen. Ausserdem finden im Freilichttheater des Powis Castle den Sommer über zahlreiche Theater- und Musikveranstaltungen statt. Wertvolle Schätze aus Indien und dem ostasiatischen Raum können Besucher in Powis Castle selbst, einem mächtigen Schloss aus dem Mittelalter, bewundern.
Erddig im Nordosten von Wales ist eine weitere sehenswerte Anlage. Dieser aussergewöhnliche Familiensitz hat das rege Treiben einer Haushaltsgemeinschaft im 18. und 19. Jahrhundert eingefangen. Im Untergeschoss befindet sich eine faszinierende Sammlung von Porträts, Fotografien und literarischen Aufzeichnungen von Leuten, die auf diesem Anwesen gearbeitet haben. Diese Sammlung ist ein Beweis für den hohen Respekt, den die Familie Yorke ihren Bediensteten entgegenbrachte. Die Räume im Obergeschoss beinhalten eine Originalsammlung mit Möbelstücken aus dem 18. Jahrhundert. Da die Familie weder seltene und schöne noch belanglose und gewöhnliche Gegenstände wegwarf, sind diese Räume mit Schätzen jeglicher Art überhäuft. Ein Rundgang durch die Anlage beginnt an den Nebengebäuden des Landguts, in denen Tischler und Schmiede ihrer Arbeit nachgingen. Er führt weiter durch den Hof an der Sägemühle und der Remise vorbei, bis zu den Stallungen. Danach geht es weiter zum Waschhaus, zu der Backstube und der Küche. Erddigs ummauerter Garten ist in Grossbritannien einer der bedeutendsten noch bestehenden Gärten aus dem 18. Jahrhundert. In ihm befinden sich seltene Obstbäume, ein Kanal, ein Teich sowie die nationale Efeusammlung.
Plas Newydd, der Stammsitz des Marquis von Anglesey, liegt am Ufer der Menai Strait auf Anglesey. Dieses von James Wyatt erbaute elegante Anwesen aus dem 18. Jahrhundert bietet einen atemberaubenden Ausblick auf die wunderschönen Berge von Snowdonia. Hier können Besucher den zauberhaften Frühlingsgarten, ein australisches Arboretum mit Unterholz aus Sträuchern und Wildblumen und eine Sommerterrasse bewundern. Im Herbst besticht die Gartenanlage mit ihren farbenprächtigen Hortensien. Macht man sich auf einen Spaziergang durch den Wald, gelangt man direkt an die Meerenge von Menai. Liebhaber von Rhododendren sollten die Anlage zwischen April und Anfang Juni besuchen, wenn der zwei Hektar grosse Rhododendron-Garten für Besucher geöffnet ist. Bei einem Besuch des Anwesens sollte man noch einen Rundgang durch die Gebäude machen, in dem Gemälde des berühmten Illusionsmalers Rex Whistler ausgestellt sind.
Quelle: VisitBritain (Brigitte Ringelmann) / bearbeitet von
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